So viel Italien …

Folge 11: Von der Erfahrung zur Vision zur Reise- wie immer ganz persönlich

Sommer 2024

Als ich Mitte Juli Richtung Italien aufbrach, hatte ich ehrlich gesagt ganz schön Muffensausen. Ich kannte weder den Ort, an den ich reiste (Orvieto) noch alle Teilnehmer*innen, die sich jetzt mit viel Aufwand auch dorthin begaben. Zur ersten „Umbria Vocal Week“- eine Idee, die schon lange schwelte, auf einer Autofahrt Fahrt aufnahm und dann erschreckend schnell Realität wurde.
Meinen ‚Partner in Crime‘, Andrea Figallo kenne ich zwar schon lange- aber zusammen etwas auf die Beine gestellt hatten wir bisher auch noch nie. 

Eine Idee zu haben ist ja eine Sache, davon habe ich sehr oft sehr viele…😏 Aber dann wirklich dran zu bleiben und diese Idee in die Tat umzusetzen, das ist wirklich nochmal was ganz anderes😳🤯

Eigentlich war ich mir sicher: an einem inspirierenden Ort zu sein und Menschen zusammen zu bringen, miteinander zu singen und Zeit zu verbringen – da kann doch eigentlich nichts schief gehen. Aber was wenn doch.. ? 

Schon da wurde klar, wie toll es war, Andrea an meiner Seite zu haben. Immer wenn eine*r von uns plötzlich Zweifel hatte: zu heiß? Zu viel? Zu wenig? Zu schwierig? Meldete sich der/die andere mit “don’t panic! It’s gonna be fine “ !😅

Und das war es. Nicht nur “fine”- es wurde all das, was wir uns erhofft und gewünscht hatten! Glückliche Gesichter, erfüllt von Italien, von Musik, von dem Miteinander und der Gemeinschaft. In kürzester Zeit verbunden und bereichert- das passierte quasi von selbst, wir hatten nur die Möglichkeit dazu geschaffen. 

Rückblick: Italien 2022 & 2023

Perugia. Eine unglaubliche Stadt. Rolltreppen in Ruinen, Stufen der Unendlichkeit, Geschichte und Moderne Hand in Hand. Ich war als junge Frau schonmal da gewesen, beim Perugia Jazz Festival und schon damals hat es mich absolut umgehauen. So viel Lebenslust, so gutes Essen, so viel Musik – und alles scheint irgendwie normaler, einfacher, ursprünglicher. Nicht so verkopft.

2022 kam ich zurück, auf die wunderbare Farm und fühlte mich genau so auf das Wesentliche zurück besonnen. Musik. Körper. Ausdruck. Wesen. Kein Drumherum (mehr dazu im letzten Blog-Artikel „all the way in“ ).

Dann – nach Hawaii -2023 war Perugia die zweite Station des „All the way in“. Fast zwei Wochen auf der Farm, nur wir, Musik und Italien- und mir war klar: das will ich. In meinem Leben. Regulär. Diese Stimmung, diese Kombination aus Lebensgefühl, Fülle, Inspiration, Musik, Gemeinschaft. Sonne. Licht. Warme Nächte. .. und well.. Da war mir klar: das möchte ich in meinem Leben. Jedes Jahr.

Gegenwart

Vom 21.-28. Juli 2024 kamen 27 Teilnehmer:innen aus Deutschland, Österreich und Italien in Orvieto mit uns (Andrea Figallo und mir) zusammen, lebten eine Woche im Kloster, machten jeden Morgen Musik, fanden sich, gingen Essen, trafen sich abends zu endlosen Wein- und Gesang-Sessions. Wir sangen auf der Dachterasse, im Klostergarten, unter den Arkaden, im Brunnen, vor dem Dom, in der Stadt..
Es geht nicht nur um Musik. Es geht nicht darum, den ganzen Tag zu proben, „besser zu werden“, ein Ziel zu erreichen. Das ist es schon. Zusammen sein. Sich begegnen. Einlassen. Genießen. Nachrichten ausschalten. Zoom in.

Ich lese in den süßen Botschaften nach unserer Kloster-Woche in Umbrien genau das: Glück, Geborgenheit , Gemeinschaft, wohl fühlen, lernen, Freiheit, Input, Musik, und sehr oft das Wort „wundervoll“❤️.


Eigentlich ist es so einfach, aber es erscheint trotzdem wie ein Wunder: wenn sich Menschen aufeinander einlassen, eine gemeinsame Leidenschaft haben und Zeit miteinander verbringen. Und klar, Italiens Atmosphäre und die alten Gemäuer des Klosters tragen auch noch einiges dazu bei 😌

Zusammen

Visionen habe ich – wie gesagt- viele. Diese war sehr stark und mir war klar, dass ich sie umsetzen möchte. Aber alleine? Warum? In den letzten Jahren habe ich so oft die Erfahrung gemacht, was möglich ist, wenn Menschen zusammen kommen und ihre Visionen teilen. Sie beflügeln sich und nehmen Formen an, die man alleine manchmal nicht greifen kann. Ein vages Gefühl, eine Sehnsucht- aber erst im Austausch wird es greifbar.

Was für ein Glück, dass ich in Andrea Figallo jemanden gefunden habe, der genauso wie ich zu 100% an diese Idee geglaubt hat und alles daran gesetzt hat, sie zu realisieren. Soviel Enthusiasmus, Arbeit, Wertschätzung und Engagement – und dazu noch wahnsinnige Musikalität und Humor und Empathie für jede*n in der Gruppe. 
Seine wundervollen Arrangements, die sofort alles in uns zum Klingen bringen, soviel positive Energie und Freude – ich hätte mir nicht mehr wünschen können. 
Und dann kam trotzdem noch mehr dazu, bzw. jemand : Stefano Benini – den ich erst vor Ort kennen- aber sofort lieben gelernt habe. Selbst ein phantastischer Musiker, Pädagoge und jetzt auch Freund, der uns vor Ort half, all unsere Wünsche in die Tat umzusetzen und noch musikalisch sehr bereichert hat ❤️. An einem Abend waren Andrea und ich bei seinem Chor und haben mit ihnen zusammen gesungen.
Und an einem Morgen war er bei uns und hat uns ein klassisches, italienisches Stück beigebracht.
Und am letzten Tag haben wir alles im wundervollen Orvieto gesungen. So nämlich.

Ich hätte nie für möglich gehalten, dass sich Visionen so schnell realisieren lassen und bin unendlich dankbar. 
Für jede*n einzelne*n Teilnehmende*n, für Eure Offenheit und Mut, euch einzulassen, ohne ganz genau zu wissen worauf 🙃😌. 


Für die wundervolle, inspirierende Partnerschaft, Andrea Figallo 🙏🏻😌 und tolles Teamwork mit Stefano Benini🙏🏻, alle Mitarbeitenden im Kloster, die uns immer mehr Extrawünsche erfüllt haben 😌. 

Und meiner Familie, die in den letzten Tagen im Kloster dazu kam um alle kennenzulernen und mir danach beim Entschleunigen half 😘❤️- gemeinsam mit Umbriens Ruhe, Sonne, Wind und den Grillen 😌. Und Handy-Verbot. Und Eis 😌

Grazie. 

Zukunft

Italien wird bleiben, real und im übertragenen Sinne. Fülle. Entspanntheit. Der Gegenwart zugewandt mit immer präsenter Historie. Und an jedem noch so kleinen Bahnhofs-Kiosk guter Kaffee.
Ich sitze in Kölns warmer Sommernacht und freu mich drauf.

Salut, Salve & Ciao

🥰 Julia

Wenn du mehr über die Umbria Vocal Weeks erfahren willst, schau auf unsere Website: www.vocalweek.dehttp://www.vocalweek.de

All The Way In

Folge 10: Dezember 2023
Wie ich dieses Jahr plötzlich auf Hawaii war..

Man müsste mal…

… mehr Zeit mit Musik verbringen, einfach um der Musik willen. Wieder viel mehr Musik machen, am Liebsten mit ganz viel Spaß und ohne Erfolgsdruck, ohne anstehenden Job. Raus aus dem Alltag. Neues sehen, neue Menschen kennen lernen, reisen.
Man müsste … weniger unterrichten, weniger schlecht bezahlte Jobs machen, die viel Energie verbrauchen. Nicht immer nur funktionieren und auf den letzten Drücker alles fertig kriegen und immer Stress haben. Rausfinden, was für Musik ich wirklich gerade machen möchte. Wirklich in Kontakt mit mir selbst zu sein, wenn ich singe. Mich bewegen können. Machen, was wirklich meins ist, nicht zwangsläufig alles, was ich gut kann.

Diese und noch viele ähnliche Gedanken mehr beschäftigen mich eigentlich schon immer. Sie stehen mehr mal weniger im Vordergrund, je nachdem was sonst grad so los ist. Meistens habe ich gar keine Zeit dafür. Die to do Liste wird immer länger und es kommen (zum Glück! ) immer wieder spannende und interessante Aufgaben um die Ecke, die meine Zeit und Energie brauchen. Und ich genieße meistens jede einzelne von ihnen und bereue gleichzeitig, nicht jeder einzelnen Aufgabe mehr von mir widmen zu können.

Und dann kommen auch mal wieder ruhigere Zeiten, in denen die „man müsste mal“s wieder um die Ecke kommen. Aber dann ist ja auch immer noch genug los, so dass es meistens bei einem Abend der Gedankenspinnerei bleibt.

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Inspiration

In·s·pi·ra·ti·on
/ɪnspiraˈt͜si̯oːn,Inspiratión/
Substantiv, feminin [die]

1.BILDUNGSSPRACHLICH
schöpferischer Einfall, Gedanke; plötzliche Erkenntnis; erhellende Idee, die jemanden, besonders bei einer geistigen Tätigkeit, weiterführt; Erleuchtung, Eingebung
„künstlerische, dichterische, musikalische Inspirationen“

2.BESONDERS MEDIZIN
[ohne Plural]
das Einatmen
(Quelle: Oxford Languages)

Folge 9, November 2023: Inspiration

“Wenn man in einem künstlerischen Beruf arbeitet, ist man doch ständig inspiriert!”

Naaajaaaa…..

Die meiste Zeit verbringe ich mit Organisation, Vorbereitungen, Nachbereitungen, Proben und Üben. Und – traurig aber wahr- das geht manchmal auch ziemlich uninspiriert. Und es kann ganz schnell ganz schön viel werden. Bei mir war das so: Es gibt sooo viele Bereiche, in denen ich arbeite und die mich interessieren! Das ist supertoll- aber jeder dieser Bereiche zieht auch das ganze Drumherum mit sich, und das verbraucht viel Zeit und Energie. 

Und bei allem Schönen: ich erwische mich auch immer wieder beim Nörgeln und Hetzen und gehetzt sein und Schimpfen und unzufrieden sein. Wegen Kleinigkeiten. Aber die schaffen es so oft, in den Vordergrund zu treten!

Dann kam letztens meine Tochter (9) strahlend nach dem Klavierspielen auf mich zu: “ Ich fühl mich irgendwie so kribbelig und soo glücklich und ahhh. .. :-)))” Juchhuuh! 
Das hat mich zum Nachdenken gebracht: 

Wann habe ich dieses kribbelige Gefühl? 

Wann hört das Nörgeln und Zweifeln und die Unzufriedenheit auf?

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Bye bye Pendelei

Folge 8: Juli 2023
Bye bye Pendelei
Oder
Leaving the Lehrauftrag

Heute war ich zum vorletzten Mal dienstags zum Unterrichten an der HfMdK in Frankfurt. Das habe ich die letzten fünf Jahre jede Woche so gemacht- jetzt habe ich beschlossen, damit aufzuhören.

So ein Lehrauftrag ist toll und ehrenhaft und man bekommt immer ganz viele Glückwünsche in den sozialen Medien 🙂 Und es war für mich immer das logische Ziel für mein Unterrichten: an der Hochschule.

Die Arbeit selbst ist auch toll, die Studierenden sind gut, es gibt spannende Kolleg:innen und man kann auf hohem musikalischen Niveau arbeiten! Das ist super.

ABER

Lehraufträge sind begrenzt – in Hessen z.B. auf max. 8 SWS- damit es eine freiberufliche Tätigkeit bleibt. D.h. ich rocke die 8 Stunden am Stück an einem Tag, damit ich auch noch hin und zurück komme. Nach dem letzten Ton renne ich zum Bahnhof, damit ich nach ca 13 Stunden unterwegs sein noch zu Hause ankomme. Wenn ich mal einen Klassenabend, Konzert o.ä. organisieren möchte, mache ich das in meiner Freizeit, zahle ein Hotelzimmer oder komme erst in den Morgenstunden nach Hause.
Apropos zahlen, die Bahnfahrten zahle ich natürlich selbst. Es gibt einen Zuschuss der Hochschule, der ca 1/5 eines Flextickets abdeckt. Immerhin. Das Honorar darf ich nicht sagen, aber ich sag mal so- jede:r Handwerker:in verdient deutlich mehr

Aber das ist gar nicht mal das Entscheidende.

Ich habe mich lange zusätzlich engagiert, für die Studierenden, die gute Sache und nicht zuletzt auch für mich selbst.
Ich möchte ja gern sinnvoll arbeiten, an Projekten teilnehmen, das Hochschulleben mit gestalten. Aber das geht alles auf meine eigenen Kosten- und die meiner Kolleg:innen, die alle diese Umstände mittragen und ohne die die Hochschulen nicht funktionieren würden. Das ist nicht richtig.

Und alle wissen es, alle wollen es anders und niemand kann es ändern.
Ich kann es auch nicht ändern, aber ich kann entscheiden, ob ich das mitmachen möchte – auch wenn’s schwer fällt.

Ich werde die HfMdK vermissen, habe dort viel tolle Musik erlebt und viel gestalten dürfen. Es war eine gute Zeit und lange auch stimmig. 
Jetzt freue ich mich darauf, meine Energie und meinen Fokus -zumindest dienstags- wieder in Köln zu bündeln 🤗

Einmal im Semester komme ich zurück für mein Lieblingsseminar: Vokale Improvisation & Circle Singing ! Gebündelt, 4 Tage am Stück und nur eine Hin- und Rückfahrt 🙂

Begegnungen: in Groß und Klein

Folge 7: Begegnungen:  in Groß und Klein
Dezember 2022

Hamsterrad 

Das Hamsterrad dreht sich wieder und alle strampeln wie eh und je. Ich eingeschlossen. Alles was 2020 und 2021 nicht stattfinden konnte wurde in dieses Jahr 2022 gepackt, oder? Die Zeit des Innehaltens und der Isolation scheint lange her zu sein. Ist sie noch gar nicht. Hat sie uns verändert? Wie? 
Anfang 2022 habe ich Menschen in meinem Umfeld gefragt, wie sie die Pandemie Zeit beschreiben würden, wenn sie nur drei Worte dafür hätten. Ich habe Musiker gefragt, was sie spielen würden in der Isolation und in der Begegnung. Und was darüber hinaus noch zu sagen wäre. Es haben 35 Personen mitgewirkt!!!! Daraus ist eine tolle Klang-Collage entstanden. Und dann ging das Hamsterrad los. 

Klangwolke

Und jetzt ist die Zeit und Muße gekommen, diese Collage fertig zu stellen. Und mit Bildern von mir zu ergänzen. Ich freue mich, diese Klangwolke mit Euch zu teilen. Ich freue mich sehr über Eure Erfahrungen in den Kommentaren unter dem Video. 

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Stimme? Läuft! – nicht?

Folge 6: Stimme? Läuft selbstverständlich! – oder nicht? 

Auf meine Stimme konnte ich mich immer verlassen. 
Sie hat immer funktioniert- egal welch widrige Umstände ich ihr zugemutet habe. Klar, mal war es leichter und manchmal etwas mehr Arbeit- aber ich habe gute Strategien und eine gute Technik, so dass sie immer verlässlich da war. 

Bis vorgestern. Da stand ich im Konzerthaus Wien als Solistin mit Bigband auf der Bühne und hatte gerade den Anfang zu “Somewhere over the rainbow” gesungen. 

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Nah und fern | Gedanken zum Jahresende

 Folge 5: Nah und fern | Gedanken zum Jahresende

Was ist richtig?

Was kann ich wagen, was mach ich lieber nicht? Wie oft habe ich mir in diesem Jahr diese Frage gestellt. Oft, sehr oft. Wer nicht? Wie sind die Regeln, wie sind die Risiken? Kann ich das verantworten, jetzt auf Tour zu gehen? Freunde zu treffen? Konzerte zu geben? Einen Kindergeburtstag zu feiern?

Einiges hab ich gemacht und anderes lieber nicht. Und was jetzt richtig war und was nicht… wirklich wissen kann tue ich es oft nicht. Nur das Gefühl haben: so war es besser. Vielleicht. 

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Hinfallen. Liegenbleiben. Aufstehen.

Folge 4: Hinfallen. Liegenbleiben. Aufstehen

oder: Scheitern, hinschauen, wachsen 

Scheitern

Ich habe versagt. Aber so richtig. Nicht, dass ich eine Stelle nicht bekommen habe, für die ich mich beworben habe. Darum ging es eigentlich nicht. 

Ich wollte mich vorstellen: seht her, das bin ich und das kann ich alles- egal ob ihr mich wollt oder nicht! Ich wollte zeigen, wer ich bin, wofür ich stehe und was ich kann. 

Und das ist mir nicht gelungen,  aber so gar nicht.→ weiterlesen

Mein wunder Punkt

Folge 3: Mein wunder Punkt

“Heile-Welt-Gequatsche“

Als eine langjährige Freundin den auslösenden Podcast zu diesem Blog gehört hatte, sagte sie bei unserer nächsten Jogging-Runde: „Ja, ganz nett …” (und bestimmt auch noch andere positive Sachen, an die ich mich natürlich nicht mehr erinnere..) und dann: “Ein bisschen viel heile-Welt-Gequatsche: `Dies ist toll, das ist toll – alles ist sooo toll’ – ist es aber nicht. Es ist halt nicht alles toll!”

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Blog der Begeisterung – die Idee

Folge 1: Blog der Begeisterung

Kürzlich wurde ich für einen Podcast* interviewt. Ich wurde gefragt,  zwischen welchen Polaritäten ich mich bewege und was mich daran begeistert. Und es sind sooo viele Dinge! Und je mehr ich über die Begeisterung für etwas nachdachte, desto begeisterter wurde ich! 
Ich fühlte mich inspiriert und voller Energie. Und deswegen gibt’s jetzt einen Blog. Weil Begeisterung ansteckend ist: hinaus in die Welt damit! 

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