Mein wunder Punkt

Folge 3: Mein wunder Punkt

“Heile-Welt-Gequatsche“

Als eine langjährige Freundin den auslösenden Podcast zu diesem Blog gehört hatte, sagte sie bei unserer nächsten Jogging-Runde: „Ja, ganz nett …” (und bestimmt auch noch andere positive Sachen, an die ich mich natürlich nicht mehr erinnere..) und dann: “Ein bisschen viel heile-Welt-Gequatsche: `Dies ist toll, das ist toll – alles ist sooo toll’ – ist es aber nicht. Es ist halt nicht alles toll!”

Mein wunder Punkt

Ich wurde für den Podcast „Twang oder Liebe“ interviewt und habe dort festgestellt, wie viele Dinge ich mit Begeisterung tue und weitergeben möchte (siehe Folge 1: Blog der Begeisterung). Das hat mich geradezu beflügelt! 
Dennoch treffen die Worte meiner Freundin in mir einen wunden Punkt: Es gibt so viele schlimme Nachrichten um uns herum, soviel Ungerechtigkeit, Unsinnigkeit, Grausamkeit – wie kann ich mich mit so unwichtigen Dingen wie dem Singen und Musizieren beschäftigen? Es gibt doch soviel wichtigeres zu tun! 

Viel zu tun

Ja, das stimmt! Es gibt viel zu tun. Und ich versuche meinen Teil dazu beizutragen, so gut und auf so vielen Ebenen ich kann. 
Aber bedeutet das, dass die Begeisterung für die „profanen” Dinge keine Berechtigung hat? 
Ich finde nicht. 
Ich tue, was ich gut kann: Selbstwahrnehmung stärken, Begeisterung entfachen, Offenheit, Neugierde und Wohlwollen stärken und Verbindungen schaffen. Und ich glaube, dass sich das fortsetzt. Im Kleinen. Und dann im Größeren. 

Makro

Ein paar Tage nach Aufzeichnung des Podcasts war ich in der Wanderausstellung “1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ (empfehlenswert!).
Gemeinsamkeiten suchen, auf Unterschiede fokussieren, Ausgrenzung und Verfolgung, Versöhnung, fremdeln … da waren sie wieder, die Themen, die uns Menschen immer wieder und wieder begegnen.  Natürlich auf einer ganz anderen Ebene und mit ganz anderem Bezug: die großen Themen eben. 
Ich habe gedacht: DAS hätte ich machen sollen. 

Hätte, hätte… 

Ich hätte sagen können: diese Offenheit und der Austausch,  wovon wir hier (im Podcast) reden: DAS wünsche ich mir auch im Umgang der Kulturen miteinander. Der Religionen. Der Kulturen. Generell der Menschen miteinander. 
Nicht sich immer auf die Unterschiede konzentrieren, sondern machen, was man für richtig hält, und andere aber auch machen lassen und sich für “das andere“ interessieren. 
Einen größeren Zusammenhang herstellen, und laut ausrufen: “Ich wünsche mir diese Offenheit von allen Menschen in Bezug auf alles! Keine Anfeindungen mehr!

Versucht es doch miteinander, meistens lernt man viel dazu!” 
Hab ich aber nicht. Ist so. Vielleicht beim nächsten Mal. 

Mikro

Aber ich versuche es vorzuleben. In meinem mikroskopisch kleinen Bereich der Gesangspädagogik: in Austausch gehen. Offen bleiben. Voneinander lernen. 
Und ich versuche es im Privaten: mit meinen Kindern, meinem Mann, mit meinen Verwandten, mit meinen Freunden: einander wohlgesonnen sein, in all unserer Verschiedenheit. 

Versöhnung

Den Fokus auf die großen Zusammenhänge zu lenken ist notwendig. 
Natürlich dürfen wir nicht wegschauen und ignorieren, was um uns herum passiert. Wir müssen hinsehen und helfen und versuchen, zu verändern. 
Und dann muss ich den Fokus auch mal wieder ändern, denn sonst würde ich verzweifeln, gelähmt sein und gar nichts mehr tun.
Ich muss auf meine Stärken fokussieren und weitergeben, was ich kann: Begeisterung wecken und teilen. Und ich glaube: wenn wir uns für etwas begeistern (lassen), haben wir viel mehr Kraft und Energie für alles: auch für die wichtigen Dinge.

Los geht’s! 
Eine inspirierte Zeit und den richtigen Fokus wünscht Euch 

Julia

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Wanderausstellung 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland: https://miqua.blog/wanderausstellung-menschen-bilder-orte-1700-jahre-judisches-leben-in-deutschland/

Fotos: Julia Zipprick