Hinfallen. Liegenbleiben. Aufstehen.

Folge 4: Hinfallen. Liegenbleiben. Aufstehen

oder: Scheitern, hinschauen, wachsen 

Scheitern

Ich habe versagt. Aber so richtig. Nicht, dass ich eine Stelle nicht bekommen habe, für die ich mich beworben habe. Darum ging es eigentlich nicht. 

Ich wollte mich vorstellen: seht her, das bin ich und das kann ich alles- egal ob ihr mich wollt oder nicht! Ich wollte zeigen, wer ich bin, wofür ich stehe und was ich kann. 

Und das ist mir nicht gelungen,  aber so gar nicht.

 Hinfallen

Ich war nervös und fahrig und übermüdet und wirr und unfokussiert – und habe das alles bemerkt –  und konnte es doch nicht ändern. Ich konnte einfach nur durchgehen und weitermachen, abgetrennt von meiner Intuition und mir beim Scheitern zusehen. Und hinterher zusammenbrechen. 

 

Und mir dann eingestehen, was ich vorher nicht eingestehen wollte: dass es mir doch durchaus sehr wichtig war, wie das ganze ausgeht und wie ich mich da schlage. Zu wichtig. So wichtig, dass ich mich selbst dabei verloren habe und den Zugang zu meinen Fähigkeiten. Mein erster Impuls war nämlich: Wegwischen, weitermachen, so tun als wäre nichts. 

Hinschauen

Aber dann sagte meine Freundin (wieder mal beim Joggen): “Lass es doch zu, dass es wehtut. Ist doch ok!“. Und dann gingen die Schleusen auf und ich konnte mir erlauben, das Scheitern zu fühlen und auszuhalten – einfach dass es so ist. 

LiegenbleibenWie gut das tat! Und wie oft wir uns das nicht eingestehen! Weil wir ja so stark sind. Und weil wir alles ja schaffen. Und weil es ja auch gar nicht so wichtig ist und uns GAR nichts anhaben kann. Weil wir ja sooo in uns ruhen. Haha. Voll nicht. 

 

Die ganzen Gedanken zulassen: Was ich hätte besser machen können. Was ich doch alles hätte wissen müssen. Was alles falsch gelaufen ist. Dass ich es doch lieber ganz lassen sollte und was anderes tun….. ahhhh… schrecklich. Aber gut, da mal hinzuschauen. 

Und dann, heimlich still und leise, verschiebt sich der Fokus auf andere Dinge. Dann kommen die Kinder in den Arm. Dann kommt eine Konzertanfrage. Eine nette, aufbauende E-Mail einer Kollegin. Dann ein “ach, das ging mir genauso, als ich damals…. “. Und dann wurde die Wunde kleiner. Und dann zum ersten Mal das Gefühl: ich kann mit dieser Erfahrung weitermachen. Es stellt nicht mein ganzes Sein infrage.

Wachsen  

Und dann ist es Zeit, wieder aufzustehen. Und dann geht es auch, mit dem Gefühl einer überstandenen Schlacht. Mit der Anerkennung für die Anstrengung und den Mut und der Inkaufnahme des Scheiterns. Der Einordnung der Umstände. Das Verstehen der Gründe. Die Verantwortung für das Geschehene. 

Und das Verständnis, dass ein Ereignis, ein Scheitern nicht mein ganzes Wesen infrage stellen kann. Sondern, dass es eben nur ein Ereignis war. 

Nicht das erste und leider bestimmt auch nicht das Letzte. Aber dass es auch viele positive Ereignisse gab, gibt und geben wird, die dadurch nicht weniger wert sind. Und ich daraus lernen kann. Ja, auch wenn es abgedroschen klingt: auch dieses Scheitern war zu etwas gut. Und ich kann daran wachsen. Ätzend aber wahr. 

In diesem Sinne: mutig sein, wagen und gewinnen oder verlieren, das feiern oder trauern –  und dann erst weitermachen. Weitersuchen.

Lies auch meine anderen Blog-Folgen: 
Folge 1: Blog der Begeisterung
Folge 2: Was mich an meiner Arbeit begeistert 
Folge 3: Mein wunder Punkt

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Aufstehen

Fotos: Julia Zipprick 
Zeichnung Titelbild: Clara Battermann